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Warum griechische Mythologie?
Dieser Artikel bezieht sich nur auf die griechische Mythologie, die hauptsächlich durch die Werke römische Übersetzer-Dichter überliefert wurde. Der Grund für diese Einschränkung liegt darin, dass die griechische Mythologie wie keine andere mit unserer Kultur verbunden ist. Man kann keinen Goethe, man kann keinen Schiller lesen, man kann weder Kleist noch Lessing verstehen, wenn man die griechische Mythologie nicht kennt. Auch wenn man Europa als Ganzes betrachtet und an Shakespeare denkt oder Dante Aleghieri
- alle klassischen Autoren haben griechische Mythologie integriert in ihre Dichtung und bis hin zu Opern und Operetten, bis hin zu einem Musical wie "My Fair Lady" ist die griechische Mythologie Bestandteil unserer Kultur, weit mehr als jede andere.
Warum wird Mythologie erzählt?
Eine griechische Mythologie im Sinne eines definierten Kanons von Gottheiten und ihren zugehörigen Mythen gibt es nicht. Jede Mythologie ist eine Sammlung erzählter Geschichten. Solange sie erzählt und immer wieder erzählt werden, bleiben sie lebendig. Sie wurden unter sehr verschiedenen Perspektiven wiedergegeben, je nachdem welche Schicht dieser vielschichtigen Mythen im Zentrum des Geschehens stehen sollte. Sogar als sie aufgeschrieben wurden, und diese Schriften sind ja die Quellen für unsere heutigen
Kenntnis, geschah das unter sehr unterschiedlichen Themenstellungen:
Hesiod hat versucht, Mythologie als eine Form der Geschichtsschreibung darzustellen.
Bei Pausanius sind die mythologischen Geschichten ein Teil seiner Reisebeschreibungen, nachdem er alle wichtigen Kultstätten besucht hatte und danach eine Art Reiseführer schreiben wollte.
Für Plinius war die Mythologie ein Teil der Naturgeschichte.
Schließlich hat sie Gustav Schwab mit seinen weitverbreiteten "Sagen des klassischen Altertums" zu Moralepisteln für die Jugend gemacht.
Hier wird hier eine Mythologie erzählt, die geeignet ist, die Parallelen zwischen den astrologischen Planetensymbolen und den mythischen Geschichten zu erkennen.
Am Anfang war die Große Göttin, die die nie jemand zu Gesicht bekommen hat, und die deshalb auch Nyx, die schwarzgeflügelte Nacht genannt wurde, aber verehrt in der Antike als weiß verhüllte Gestalt. Und die große Göttin gähnte, denn "Chaos" bedeutet nichts anderes als - Gähnen. In diesem Gähnen lag Mutter Erde, Mutter Erde als Urform, allerdings war sie nicht allein, denn gleichzeitig mit Mutter Erde war das entstanden,
* was von ihr zugedeckt wird: Der Tartaros, die Dunkelheit unter der Erde = Hades/Pluto.
* was sie umgibt: Der Pontos, der die bekannte Erde begrenzt und gleichzeitig die Verbindung in die Unendlichkeit darstellt = Neptun.
Die fruchtbare Erde gebar sich als erstes Uranos, den Sternenhimmel über ihr, der sie nach oben gegen die Unendlichkeit abgrenzt. Außerdem gebar sie sieben Titaninen und sieben Titanen. Zu den Titaninen gehörte Thea, das Licht, Phöbe, der Mond, Thetis, das Meer, und als jüngste Rhea, sie selbst. Es ist ein Kennzeichen dieser sehr alten Teile der Mythologie, dass die Göttinnen sich immer wieder selbst gebären.
Uranos jedoch machte sich einen Spaß, so ist es bei Hesiod ausdrücklich beschrieben, Uranos hatte Freude daran, jede Nacht auf Mutter Erde herunterzukommen. Das war kein Zeugungsakt, denn in den Urzeiten war Zeugung nicht bekannt. Man glaubte, dass Frauen Kinder bekommen, weil sie etwas Besonderes gegessen hatten oder vom Wind oder vom Wasser. Die Rolle der Männer war zu jener Zeit nicht bekannt. Mutter Erde war selbstfruchtbar und konnte gebären, wann sie wollte. Das jedoch, was Uranos tat, war Vergewaltigung: Er kam jede Nacht herunter auf Mutter Erde und zwang sie, seine Geschöpfe hervorzubringen: Die Kyklopen und die hundertarmigen Riesen, jeder mit hundert Armen und fünfzig Köpfen. Aber er fand seine eigenen Geschöpfe so abscheulich, dass er sie sofort bei ihrem Erscheinen zurück in den Mutterschoß stieß und in Höhlen in der Erde verbarg.
Mutter Erde hatte davon große Schmerzen und sie ließ in ihrem Leib das Eisen wachsen, schuf daraus die Harpe, ein gekrümmtes Schwert, und gab es ihrem jüngsten Sohn und damit Thronfolger nach matriarchalischem Recht, Kronos (Saturn). Kronos rächte die Mutter. Er stürzte sich auf Uranos, schnitt ihm die Geschlechtsteile ab und warf sie ins Meer. Dabei fielen drei Tropfen Blut auf die Erde und daraus entstanden die drei Rachgöttinnen, ursprünglich Göttinnen, die Rache für Unrecht an Müttern üben sollten. Erst in der späteren Antike wurden sie für alle Arten Unrecht zuständig.
Mit der Entmannung des Uranos endete die Zeit der Urzeugung und es begann die Herrschaftszeit des Kronos.
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Mit Kronos kam das "Goldenen Zeitalter", denn Kronos war der Friede. Es herrschte Friede auf der Erde. Kronos verteilte die Wochentage und die Planeten an die sechs Paare seiner Geschwister und sich. Diese Aufteilung ist in der folgenden Tabelle zu sehen:
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Kronos mit der Harpe |
Es muß ein wunderbares Zeitalter gewesen sein, die Menschen lebten in Frieden, es herrschte Überfluss an Nahrungsmitteln, da war weder Streit noch Not, und deshalb wurde diese Epoche das "Goldene" Zeitalter genannt.
Aber die Zeit bleibt nicht stehen. Auch Kronos, der Herr der Zeit, kann sich ihr nicht entziehen. Seine Frau Rhea gebar sechs Kinder, zuerst drei Mädchen:
Hestia, die Göttin des Herdes und der Heimstatt,
Demeter, die Erdgöttin wieder selbst,
Hera, die Himmelskönigin als Erbin, die jüngste.
Dann kamen die drei Götter Hades, Poseidon und Zeus. Kronos ahnte oder wusste oder wollte nicht wissen, dass dies auch seine Kinder sind. Wenn er die Vaterschaft anerkannt hätte, hätte er auch den Lauf der Zeit wahrnehmen müssen, denn wenn man Kinder annimmt, unterwirft man sich dem Weitergehen der Zeit, erklärt man sich mit dem eigenen Altwerden einverstanden. Kronos fraß seine Kinder, weil er die Zeit festhalten wollte. Er fraß seine Kinder bis auf Zeus, denn Rhea wollte dieses Kind retten und wandte sich deswegen an ihre Eltern Mutter Erde und Vater Sternenhimmel. Die gaben ihr den Rat, Zeus heimlich zu gebären. Dies tat sie und Zeus wurde bei verschiedenen Zieheltern aufgezogen, auch bei Thetis und Okeanos.
Als er erwachsen war, wurde er unerkannt Mundschenk des Kronos; da mischte er Senf und Salz in den Honigtrunk des Herrschers und zwang ihn auf diese Weise, die verschluckten Kinder wieder auszuspeien. Gleichzeitig machte er seinen Vater Kronos so betrunken, dass dieser einschlief, und so auf die Insel der Seligen gebracht werden konnte, weit weg von Menschen und Göttern. Dort herrscht Kronos noch heute.
Aber damit war Zeus noch nicht der Herrscher des Himmels, denn die verbliebenen sechs Titanen wollten nicht auf ihre angestammten Rechte verzichten. Es kam zu einem furchtbaren Kampf, Zeus mit seinen Brüdern hatte den Olympos eingenommen und die Titanen versuchten, ihn von dort zu vertreiben. Lange Zeit war der Ausgang ungewiss, das Kampfgeschehen wogte hin und her. Erst als Zeus die Kyklopen und die hundertarmigen Riesen losließ, konnte er die Schlacht gewinnen. Er verbannte fünf Titanen in den Tartaros. Atlas aber, der ihr Anführer gewesen war, musste zur Strafe auf ewig das Himmelsgewölbe mit seinen Schultern stützen.
Die Kyklopen beschenkten die Brüder für ihre Befreiung: Zeus erhielt den Blitz, Hades seine Tarnkappe und Poseidon den Dreizack.
Zeus wurde nun der oberste der olympischen Götter. Dies wurde er nach dem alten (matriarchalischen) Recht des Jüngsten und weder Hades noch Poseidon haben ihm seinen Platz jemals streitig gemacht. Danach teilten sie sich die Welt auf. Poseidon wurde der Herr des Wasser, er herrschte fortan über die Meere, aber auch alle Quellen und Flüsse. Hades ging in das Reich der ewigen Schatten, die Unterwelt, dorthin, wohin alles Lebendige geht, wenn seine Zeit auf der Erde vorbei ist. Zeus wurde Herrscher über die Oberwelt, das Land, das in diesem Mythos der Teil der Welt ist, dem die griechische Kultur zugeordnet wird.
Zeus verband die alte Zeit mit der neuen, denn er hat als einziger in dieser Göttergeneration nach altem Recht standesgemäß geheiratet. Er wurde nämlich von seiner älteren Schwester Hera geheiratet. Die hatte ihn sich schon bei seiner Geburt 'ausgeguckt' und hatte ihn zu ihrem zukünftigen Ehegatten erklärt und dazu wurde er auch erzogen.
Hera war eine Verkörperung der Großen Mutter, die in dreifacher Gestalt verehrt wird:
Hera |
Junge Frau |
Reife Frau |
Altes Weib |
Beinamen |
Eurynome (weite Herrschaft) |
Eurybia (weite Stärke) |
Eurydike (weite Gerechtigkeit) |
Herrschaftsbereich |
Himmel |
Meer / Mond |
Unterwelt / Erde |
Von Zeus "eroberte" Anbetungsform |
Maia --> Hermes* |
Semele --> Dionysos* |
Themis --> Jahreszeiten |
Aber diese Ehe verlief doch ganz anders als beide sich das zuvor gedacht hatten. Denn die Zeit der freien Partnerschaft zwischen Mann und Frau war vorbei. Zeus ist zwar nach alter Sitte von Hera geheiratet worden, ist aber nach neuem Recht der Herr über Hera geworden. Dass sich beide mit ihrer Situation recht schwer taten, zeigen verschiedene Begebenheiten. Es gibt da einerseits die Geschichte, wie Hera sich den Gürtel der Aphrodite auslieh, um bei ihrem Gemahl mehr Interesse zu wecken. Andererseits wird auch erzählt, dass Zeus sich, um in die Arme seiner Gemahlin zu gelangen, in einen nassen, zerzausten Kuckuck verwandelte, den Hera fürsorglich in ihre Hände nahm, worauf er sich sofort zurückverwandelte. Sie hatten anscheinend recht modern anmutende "Ehe"-Probleme miteinander.
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Hera mit dem Herrschaftsstab und der Weltenscheibe |
Hinzu kommt, dass Hera eine Göttin der alten Art war: Sie konnte ohne Zeugung Kinder hervorbringen! Auf diese Weise hat sie Ares, den Kriegsgott und Hephaistos ohne Beteiligung des Zeus geboren. Andererseits hatte Zeus die Aufgabe, Hera, die Verkörperung der Großen Mutter, tatsächlich zu seiner Frau zu machen.
Aber die Große Mutter ist nicht überall als "Große Mutter" verehrt worden. Sie wurde
- in Libyen als Lamia,
- auf dem Peloponnes als Nemesis,
- in einigen Provinzen als Leto oder Leda,
- auf Rhodos als Danaë,
- in Sidon als Europa,
- in Argos als Io,
- in anderen Gegenden als Themis, als Metis, als Maia, als Dione, als Semele verehrt.
Spätere Autoren, für die das patriarchalische Eherecht selbstverständlich war, haben die Geschichte des Zeus missdeutet als Geschichte fortgesetzten Ehebruchs. Dem ist nicht so. Zeus erfüllt das neue Gesetz, indem er seine Frau in jeder bekannten Verkörperung seinem Willen unterwirft, denn alle diese Frauen sind Verkörperungen der Großen Mutter. Sie wurde in den verschiedenen Gegenden der griechisch beeinflussten Welt unter diesen verschiedenen Namen verehrt. Die von Hera berichtete Wut, die mit Eifersucht erklärt wird, ist viel verständlicher, wenn man bedenkt, dass jedes "Besitzergreifen" ein Stück Machtverlust für die Mutterreligion bedeutete. Sie hat versucht, dem entgegenzusteuern, indem sie z.B. Io in eine Kuh verwandelte, aber die Zeit des Matriarchats war endgültig vorbei.
Zeus wollte das Neue soweit ins Extrem treiben, dass er zweimal versuchte, selbst ein Kind hervorzubringen. Beim ersten Mal verschluckte er Metis, als er erkannte, dass sie schwanger war; so wurde aus seinem Kopf Pallas Athene geboren. Das zweite Mal geschah, als Semele den Dionysos erwartete; sie wurde auf einem Scheiterhaufen verbrannt, aber Zeus rettete das Ungeborene, nähte ihn in seinen Schenkel ein und aus diesem Fleisch wurde Dionysos geboren. Es waren beides keine sehr überzeugenden Versuche eines Mannes, ohne Frau Kinder zu bekommen, aber immerhin - er hat es versucht.
Zeus ist der oberste der Olympischen Götter, weil er die Schwelle zur neuen Zeit überschritten hat, weil er das alte mit dem neuen Gesetz verbindet und weil er das neue Gesetz, das Gesetz des Patriarchats durchgeführt hat.